Kleinplaneten vom 26.-27.06.99 in Heppenheim
Ein Bericht von Rainer Kresken (hinten im Bild), Darmstadt-Eberstadt – E-Mail
Zurück zu den Ursprüngen
Nach der Begrüßungsrede von Alfred Sturm, dem Leiter der Starkenburg-Sternwarte und einigen Worten von Fachgruppenleiter Gerhard Lehmann und Otto Guthier, dem VdS-Vorsitzenden, begann das Vortragsprogramm mit einem Beitrag von Werner Hasubick aus Buchloe.
Sein Beitrag über die visuelle Beobachtung von erdnahen Kleinplaneten erinnerte die Anwesenden daran, dass man auch trotz der dominierenden Rolle von CCD-Beobachtungen immer noch sinnvolle visuelle Beobachtungen machen kann, auch wenn diese nicht die extreme Genauigkeit bringen können. Vielen Zuhörern war die Lust anzumerken, mal wieder den CCD Chip gegen das Okular auszutauschen.
Visuelle Beobachtungen sind auch bei Sternbedeckungen durch Kleinplaneten sinnvoll. Über dieses Thema referierte Martin Federspiel. Er konnte von den deutlich verbesserten Vorhersagen für diese Ereignisse berichten, die durch die Verfügbarkeit des Hipparcos Sternkataloges möglich geworden sind. In einem zweiten Vortrag stellte er später sein Programm BAHNVERB zur iterativen Bahnverbesserung vor.
Eindrucksvolle Visualisierung
Nach der ersten Pause stellte Matthias Busch sein Programm EasySky vor. Neben zahlreichen Planetariumsfunktionen hat diese Windowsanwendung die einzigartige Möglichkeit, das Sonnensystem von jedem beliebigen Blickpunkt aus perspektivisch darzustellen. Diese Fähigkeit war auch beim darauf folgenden Vortrag von Wolfgang Ernst sehr hilfreich. Er berichtete über die Hilda-Asteroiden. Deren Orbit hat eine 3/2-Resonanz mit Jupiter. Das hat die verblüffende Folgerung, dass die Mitglieder dieser Gruppe zu jeder Zeit ein gleichseitiges Dreieck bilden. Die Projektion der EasySky-Darstellung machte dieses sehr anschaulich klar.
Profis berichten
Dr. Peter Kroll stellte das Plattenarchiv der Sternwarte Sonneberg vor. Auf der thüringischen Sternwarte wurden über mehrere Jahrzehnte in jeder klaren Nacht Weitwinkelaufnahmen gemacht und anschließend archiviert. Für Bahnrechner ist diese Sammlung ein wahrer Schatz, denn auf den Platten finden sich zahlreiche Strichspuren von Kleinplaneten. Das gesamte Archiv wird gegenwärtig digitalisiert und soll in absehbarer Zeit auf dem World Wide Web zugänglich gemacht werden.
Dr. Gerhard Hahn vom ODAS Projekt berichtete dann von der Koordination der Überwachung von NEOs.
Markus Griesser aus Winterthur in der Schweiz bot mit seinem Portrait der dortigen Eschenberg Sternwarte eine willkommene Auflockerung des Vortragsprogramms.
Neue CCD-Instrumente
Zwei Vorträge berichteten von der Arbeit mit neuen CCD-Instrumenten. Erwin Schwab von der Starkenburg-Sternwarte konnte die ersten Beobachtungsresultate mit der neuerworbenen leistungsfähigen Apogee AP7 Kamera vorstellen. Gerhard Lehmann von der Sternwarte im sächsischen Drebach verglich die neue ST8e von SBIG mit der älteren ST6 vom gleichen Hersteller. An beiden Sternwarten werden diese Instrumente sehr erfolgreich zur astrometrischen Beobachtung von Kleinplaneten eingesetzt. Die Berichte können eine gute Entscheidungshilfe bei der Anschaffung eines solchen Instrumentes bieten.
Alternative Astrometriesoftware
Für die CCD-Astrometrie von Kleinplaneten hat sich besonders das Programm Astrometrica von Herbert Raab durchgesetzt. Das es aber auch Alternativen gibt, zeigte Markus Kempf aus Stuttgart. Er stellte das französische Windows-Progamm PAP98 vor. Da ein Videobeamer bereitgestellt worden war, konnte auch die Funktion dieses Programms anschaulich dargestellt werden.
Arno Gnädig von der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow berichtete über seine astronomische Detektivarbeit. Er sucht im DSS Plattenarchiv nach Strichspuren von Kleinplaneten und benutzt diese zur Bahnverbesserung dieser Objekte. Er bedient sich dazu der digitalisierten Version des DSS, die vom Internet geladen werden kann.
Vorausschau und Rückblick
Einen unterhaltsamen Rückblick auf die Geschichte der Kleinplanetenbeobachtung in Deutschland gab Dr. Freimut Börngen vom Karl-Schwarzschild-Observatorium in Tautenburg. Er konnte auch von den Schwierigkeiten berichten, mit denen Kleinplanetenbeobachter in der ehemaligen DDR zu kämpfen hatten.
André Knöfel stellte einige geplante Raumfahrtprojekte vor, die sich der Erkundung von Kleinplaneten und Kometen widmen werden. Er konnte unter den Tagungsteilnehmern schon die Vorfreude auf die interessanten Ergebnisse dieser Sonden wecken.
Das abwechslungsreiche Vortragsprogramm einer solchen Tagung ist aber immer nur ein Aspekt. Zusätzlich bietet sich die seltene Gelegenheit, mit den anwesenden Astronomen im Gespräch Erfahrungen auszutauschen. Dazu bestand natürlich während der Mahlzeiten im Burgrestaurant, in den Kaffeepausen und beim gemütlichen Zusammensein reichlich Gelegenheit.
Pingback: Praxis Spiegel Darmstadt | greerul.co