Am 12.10.2011 veröffentlichte die ESA auf Ihrer Startseite den Artikel Amateur skywatchers help space hazards team. In diesem Artikel wird auch die Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim und ihre Mitglieder erwähnt.
Aber der Reihe nach. Was hat eine Amateur-Sternwarte wie die Starkenburg-Sternwarte mit TOTAS und der ESA zu tun? Hier die Geschichte.
Die Anfänge
Die Starkenburg-Sternwarte e.V. in Heppenheim beschäftigt sich schon seit den 90er Jahren mit der Verfolgung und Entdeckung von Kleinplaneten – auch als Asteroiden bezeichnet und konnte seither gute Erfolge verzeichnen. Das Sternwartenmitglied Rainer Kresken arbeitet beim Europäischen Satelliten-Kontrollzentrum – ESOC in Darmstadt. Er fragte bei der ESA an, ob die Starkenburg-Sternwarte evtl. während nicht genutzter Beobachtungszeiten an der Optical Ground Station – OGS in der Nähe des Berges Teide auf Teneriffa nach Asteroiden zu suchen dürfe. Bei dem Teleskop handelt es sich um ein 1 m Spiegelteleskop von Zeiss. Auf 2400 m über dem Meeresspiegel herrschen hier hervorragende Bedingungen für die Asteroidenjagd. Die OGS wurde bis dahin zur Suche nach Weltraumschrott und Test zur Laserkommunikation mit Satelliten eingesetzt.
Rainer Kresken und Matthias Busch, ebenfalls Mitglied der Starkenburg-Sternwarte, bekamen tatsächlich die Erlaubnis, das Teleskop zu nutzen. Bereits die erste Beobachtungsnacht lieferte eine riesige Flut von Daten. Ein wahrer „Datentsunami“ brach über die beiden Beobachter herein. So viele Kleinplaneten waren auf den Aufnahmen, die ausgewertet werden mussten. Schnell wurde klar – das ist von zwei Leuten nicht zu schaffen.
Ein Team muss her
Ein Team muss her, um die Aufnahmen auszuwerten. Aber wie? Hunderte von Kandidaten waren auf den Aufnahmen. Diese alle zu sichten war fast unmöglich. Aber Abhilfe gab es bereits. Matthias Busch hatte bereits für die Sternwarte eine Software zur automatischen Auswertung entwickelt. Das damalige Projekt hatte den Namen Starkenburg Observatory Asteroid Survey – SOHAS. Die Software wurde erweitert und umgeschrieben, eine Weboberfläche wurde entwickelt, über die die von der Automatik nicht eindeutig identifizierten Objekte visuell geprüft und bewertet werden können.
TOTAS ist geboren
SOHAS wurde in TOTAS – Teide Observatory Tenerife Asteroid Survey umgetauft. Rasch fanden sich etliche Sternwartenmitglieder und andere Amateurastronomen, welche die Flut an Aufnahmen auswerten.
Die Beobachtungen waren so erfolgreich, dass die Asteroidensuche am OGS in das Space Situational Awareness Programm (SSA) der ESA integriert werden sollte. Dieses Programm hat zum Ziel, alle erdnahen Objekte zu entdecken und zu katalogisieren. Dazu gehören neben Weltraumschrott auch erdnahe Kleinplaneten (Near Earth Objects – NEOs). Und hier waren dann die Amateure der Starkenburg-Sternwarte gefragt. Seit September 2009 werden am OGS nun Kleinplaneten gesucht.
380 Kleinplanetenkandidaten, 20 nummerierte (also tatsächlich bestätigte) Kleinplaneten und über 11.000 bereits bekannte und katalogisierte Objekte wurden seitdem entdeckt.
Ein NEO wird entdeckt
Im September 2011 wurde von Rainer Kracht das erdnahe Objekt (NEO) 2011 SF108 entdeckt. Damit wurde nun genau die Art Objekte gefunden, um die es eigentlich geht – Objekte, die der Erde evtl. gefährlich werden könnten. Gratulation an den Entdecker Rainer Kracht!
Dieser Erfolg spornt an. TOTAS ist noch nicht voll in SSA integriert. Dies soll 2012 geschehen. Das TOTAS-Team wird sicher dabei sein.