Beginn: 20:00
Dr. Wolfgang Schlüter, ehemal. Leiter der Fundamentalstation Wettzell
Im Jahr 1959 wurde Sputnik, der erste Satellit, in eine Erdumlaufbahn gebracht. Damit begann auch eine neue Ära in der Erdvermessung. In der Geodäsie, so heißt die Disziplin, sind heute Satellitenverfahren soweit ausgefeilt, dass weltweit Positionen millimetergenau bestimmt und Veränderungen auf der Erdoberfläche hochgenau erfasst werden können. Diese Verfahren haben längst Einzug in die Praxis der Landvermessung gehalten.
So können Entfernungen zu Satelliten mit Laserentfernungsmesssystemen gemessen werden, woraus Satellitenbahnen und Positionen auf der Erde sehr genau berechnet werden können. Bei dem Verfahren „Very Long Baseline Interferometry“ empfangen mehrere Radioteleskope gleichzeitig Strahlung von Radiosternen (Quasare). Das Verfahren liefert die Abstände zwischen den Teleskopen und Information über die Orientierung der Erde im Raum. Auch die Navigationssysteme, das amerikanische GPS, das russische GLONASS und die Satelliten des Europäischen GALILEO werden genutzt. Geodätische Verfahren erlauben es, sogar ich Echtzeit sehr genaue Positionen abzuleiten. Internationale Kooperation ist dabei eine Grundvoraussetzung.
Ein Observatorium, das über verschiedene geodätische Messtechniken verfügt und seit den Anfängen bedeutsame Beiträge liefert, ist das im Bayerischen Wald gelegene „Geodätische Observatorium Wettzell“. Es wird vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie und der Technischen Universität München betrieben.
Dr. Wolfgang Schlüter leitete das Observatorium von 1983 bis 2008 und war maßgeblich am Aufbau des Observatoriums beteiligt. Er hat die Entwicklung der Satellitengeodäsie seit den Anfängen schon als Student miterlebt und in seinem Berufsleben auch in internationalen Gremien mitgestaltet. Am 25. April 2017 referiert er in der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim über das Thema „Vermessung der Erde - millimetergenau! Wie geht das?“ Er wird einen Einblick in diese komplexen Entwicklungen geben.