Seit 1977 existiert innerhalb der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim eine engagierte Gruppe von Amateur-Radioastronomen. Im Laufe der Jahre wurde dort eine Empfangsanlage für Radioastronomie von 1420 durchgehend bis 2400 MHz und erweiterbar bis 18GHz aufgebaut.
Seit 2022 wird die Anlage modernisiert und benutzt jetzt neben einem rauscharmen Vorverstärker, der direkt an der Antenne angebracht ist, ein SDR-Modul (Software Defined Radio) und einen PC mit der Software ‚GNU Radio Companion‘ zur Auswertung der Signale.
Der folgende Artikel zur Radioastronomie wurde in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Sternwarte abgedruckt:
Artikel zu 50 Jahre Starkenburg-Sternwarte
Bei den jährlich stattfindenden Vereinsversammlungen wird ein Tätigkeitsbericht abgegeben. Hier die Berichte aus den Jahren 2023 und 2024:
Jahresbericht 2022/2023
Ergebnisse
Da durch den geringen Antennendurchmesser die Empfindlichkeit der Heppenheimer Anlage nicht besonders hoch ist, bieten sich eigentlich nur die Sonne und die stärksten Radiostrahler als Beobachtungsobjekte an. So gab es seit 1990 eine tägliche Bestimmung der Flussdichte, die jeden Morgen automatisch durchgeführt wurde (Grafik damals noch von Dr. Andreas Kaufer, inzwischen am VLT).
Außerdem wurden in der Vergangenheit Cyg A, Cas A, Taur A, Milchstraße, Sonne, Mond und mehr nachgewiesen. Das folgende Bild zeigt eine Messung von Cygnus A, durchgeführt von Andreas Kaufer und Robert Bräutigam:
Mit der modernisierten Anlage beobachten wir zur Zeit im Bereich der HI-Wasserstofflinie, also um 1420,405 MHz herum, die Milchstraße. Der interstellare Wasserstoff in der Milchstraße eignet sich sehr gut zur Beobachtung durch Amateure, denn er ist über weite Gebiete verteilt und erzeugt deshalb, im Gegensatz zu Punktquellen, auch in kleinen Antennen ein brauchbar starkes Signal. Wir können mit der Heppenheimer Anlage Spektren zwischen 1419,9 und 1420,9 MHz erstellen und damit auch Dopplerverschiebungen der HI-Linie durch unterschiedlich schnelle Bewegung der Spiralarme unserer Galaxie zeigen.
Hier ein Beispiel für ein solches Spektrum. Es wurde in Richtung Deneb gemessen. Der linke Teil des Bilds zeigt das Spektrum in logarithmischer Darstellung, der rechte Teil in linearer Skalierung der Y-Achse. Während im logarithmischen Bild wenig zu erkennen ist, zeigt der rechte Teil deutlich drei Spiralarme der Milchstraße, die sich auf uns zu bewegen und daher die HI-Linie von den theoretischen 1420,405 MHz zu etwas höheren Frequenzen hin verschieben.
Leider wird unsere Arbeit immer wieder durch irdische Störstrahlung, vorwiegend Mobilfunk, aber auch „hausgemachte“ Störungen durch digitale Geräte, erschwert. Besonders problematisch ist dabei, dass sich die Art und die Intensität der Störungen immer wieder verändert.
Am 28. August 2024 haben wir einige Störungsmessungen mit einem Spektrum-Analysator und einer mobilen Antenne durchgeführt. Das Protokoll kann hier eingesehen werden:
Protokoll Störungsmessungen 20240828